Bebra - Eschwege West - Eichenberg - Friedland (Han) - Göttingen Der Abschnitt zwischen dem Haltepunkt und Blockstelle Berneburg und der Blockstelle Hebenshausen befindet sich im Werra-Meißner-Kreis. Zur Bilderseite: Sontra - Bahnhof Hoheneiche |
Zugzusammenstoß bei Hoheneiche In der Frühe des heutigen Donnerstags ereignete sich auf Bahnhof Hoheneiche an der Bebra-Göttinger Bahnstrecke ein schwerer Eisenbahnunfall, bei dem nicht nur bedeutender Materialschaden verursacht worden ist, sondern auch mehrere Zugbeamte zum Teil schwer verletzt worden sind. Amtlich wird über das Unglück folgende Meldung verbreitet: Hoheneiche, 30. Sept. Auf dem hiesigen Bahnhof stieß heute Vormittag 3.36 Uhr der Güterzug 8443 infolge Ueberfahrens des Einfahrtssignal bei Nebel mit dem zu überholenden Güterzuge 8434 zusammen. Verletzt sind zwei Zugbeamte und ein Viehbegleiter aus Göttingen. Mehrere Wagen sind stark beschädigt. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Die Gleise werden voraussichtlich heute Mittag frei. Wir erfahren über den Unfall noch folgende Einzelheiten. Der Göttinger Güterzug 8434, der sonst die Station durchfährt, mußte wegen Ueberholung durch einen die Strecke passierenden Sonderzug auf das zweite Hauptgleis geschoben werden. Der von Bebra auf demselben Gleis kommende Güterzug 8443 hatte keine Einfahrt. Er überfuhr das Haltesignal und stieß auf den auf dem Gleis haltenden Güterzug 8434 auf. Der Führer des letzteren bemerkte sofort die Gefahr und gab Gegendampf, wodurch der Zusammenstoß wesentlich abgeschwächt wurde. Am schwersten durch den Anprall mitgenommen wurde der auffahrende Bebraer Güterzug. Der Packwagen wurde vollständig zertrümmert, mehrere dahinter folgende Wagen türmten sich aufeinander und bildeten gleichfalls einen Trümmerhaufen. Der Packwagen lag umgestülpt auf dem zweiten Gleis. Der Zug 8434 war weniger in Mitleidenschaft gezogen worden. Beide Maschinen wiesen gleichfalls starke Beschädigungen auf. Im ganzen sind elf Güterwagen zum Teil zertrümmert, zum Teil erheblich beschädigt. Schwer verletzt wurden von dem Bebraer Güterzug 8443 der Zugführer Brauer und der Schaffner Fritz Albrecht aus Göttingen. Der Viehbegleiter Halmstroh, gleichfalls aus Göttingen, wurde leicht verletzt. Die beiden schwer verletzten Beamten wurden zunächst in den Warteraum des Bahnhofs Hoheneiche geschafft, wo ihnen der schnell herbeigerufene Arzt aus Sontra einen Notverband anlegte. Sie wurden darauf in die Klinik nach Göttingen überführt. Die Unfallstelle bietet ein trauriges Bild. Arbeiter aus den Werkstätten in Eschwege, Göttingen und Bebra sind unter Leitung mehrerer höherer Eisenbahnbeamten aus Göttingen mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Beide Gleise sind zurzeit noch gesperrt. Die D-Züge 88 und 129 wurden über Cassel geleitet, im übrigen wurde der Personenverkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten. Man hofft, die Gleise noch nachmittags freizubekommen. Auf der Unfallstelle lagerte eine große Menge Frachtgut, das aus den beschädigten Wagen geborgen wurde. Der unbeschädigte Teil des Güterzuges 8443 wurde nach Sontra gebracht. In dem Zuge befanden sich auch sechs nach Hannover bestimmte Offizierspferde mit drei Begleitungsmannschaften. Bis Elm lief der Wagen, in dem Mannschaften und Pferde untergebracht waren, direkt hinter dem Packwagen des verunglückten Zuges, dort wurde der Zug umrangiert und der Wagen kam an das Ende desselben. Dadurch sind die Mannschaften und Pferde unverletzt geblieben. - Wer an dem Unfall Schuld trägt, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Der dichte Nebel, das starke Gefälle der Strecke und die nassen Schienen haben jedenfalls dazu beigetragen, daß der Führer des Güterzuges 8443 seinen Zug nicht rechtzeitig zum Stehen bringen konnte. Abschrift aus Eschweger Tageblatt vom 30.09.1909 |
|
Ein Eisenbahnunglück In der Nacht vom 29. auf den 30. September 1909 ereignete sich auf der Bahnstation ein schwerer Eisenbahnunfall, in der ein von Sontra kommenden Güterzug auf einen in desselben Geleise hier haltenden Zug auffuhr. Bei der durch dichten Nebel erschwerten Aussicht hatte der Lokomotivführer des einfahrenden Zuges das gegebene Haltesignal zu spät gesehen und suchte nun seinen auf abschüssigen nebelfeuchten Geleisen schnell fahrenden Zug nach Möglichkeit zu bremsen. Auch der Lokomotivführer des haltenden Zuges versuchte denselben noch zurückzudrücken. Doch waren beide Anordnungen bei der kurzen Entfernung unwirksam. Die große Gefahr des Zusammenstoßes erkennend, sprangen beide Führer mit den Heizern ab und retteten damit ihr Leben, denn im gleichen Augenblicke stießen beide Züge zusammen. Bei dem furchtbaren Aufprall drangen beide Lokomotiven in- und aufeinander und die ersten 8 Wagen des einfahrenden Zuges türmten sich zersplittert hoch aufeinander und außerdem waren noch 34 Wagen arg zersplittert, größtenteils entgleist und bedeckten das erste Hauptgeleise. Zersplitterte Bretter waren bis auf die Hauptwege geschleudert. Durch den furchtbaren Aufprall und Stoß war der Bremser im letzten Wagen aus seinem Bremserhäuschen auf die Geleise geschleudert und hatte dadurch seinen Tod gefunden. Außerdem waren vom Zugpersonal 2 Mann schwer und 4 Mann leichter verletzt. Diese werden nach Anlegung von Notverbänden in das Landkrankenhaus in Eschwege, der Tote in seine Heimat überführt. Die Aufräumungsarbeiten nahmen fast 3 Tage in Anspruch. Die ineinander geschobenen Lokomotiven mussten durch schwere Lokomotiven auseinander gezerrt werden. Der Personenverkehr wurde durch Umsteigen aufrecht erhalten, der Güterverkehr dagegen über Bebra und Eichenberg umgeleitet werden. Bei dem heftigen Zusammenstoß fuhren die meisten Dorfbewohner aus dem Schlaf auf und glaubten ein äußerst starker Donnerschlag hätte das Haus erzitternd gemacht. Erst als am frühen Morgen die Kunde von dem Unglück das Dorf durcheilte, wanderten die Einwohner zur Unglücksstätte hin, sahen die schrecklichen Verwüstungen. Auch viele Bewohner der Umgegend kamen zur Besichtigung hierher. Noch viel schrecklicher wäre das Unglück geworden, wenn ein mit Personal und allen wilden Tieren besetzten Extrazug, der erst 3 bis 4 Minuten vorher die Station durchfuhr, zu gleicher Zeit eingelaufen wäre. Eine Bildaufnahme von diesem Zusammenstoß ist in der Gastwirtschaft »zum Bahnhof« (Wenzel) ausgehängt. Aufgeschrieben von Kantor Constantin Vöhl, Hoheneiche (Dorfchronik Hoheneiche) |
||
Zugunglück im Bahnhof Hoheneiche am 30.09.1909 (Bild 1656, Repro Saalfeld Nr. R99.17 / Sammlung Hermann Josef Friske) |
Zugunglück im Bahnhof Hoheneiche, Lagerhaus Raiffeisen (Stadtarchiv Eschwege Nummer Nr. 23 2272 07, Sammlung Saalfeld) |
|
|
||
Aufgeschrieben von Kantor Constantin Vöhl, Hoheneiche (Dorfchronik Hoheneiche) |
||
Abschrift aus Eschweger Tageblatt vom 30.09.1909 |
||
Zur Bilderseite: Sontra - Bahnhof Hoheneiche |
|